Wie der Senf nach Perleberg kam

Es war einmal eine Fabrik, die Glanzwichse herstellte. Heute würden wir dazu Schuhcreme sagen. Damals hatten die Menschen nicht so viele Paar Schuhe in ihren Schränken wie heute. Zu jedem Anlass gibt es einen Schuh, nicht alle davon müssen gepflegt werden. In den alten Zeiten jedoch war die tägliche Schuhpflege wichtig, damit die Langlebigkeit sichergestellt werden konnte und in den meisten Familien ein abendliches Ritual. Die Glanzwichse unseres Fabrikanten Karl Ludwig Beutel war so genial und glänzend, dass sie es auf die Weltausstellung 1879 nach Berlin geschafft hat und dort sogar mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet wurde. Was ein Erfolg!

Bildquelle: Wikipedia / Hermann Junghans,Berliner Gewerbe 1844 Rv,CC BY-SA 3.0 DE

Ja und was hat das nun mit Senf zu tun?

Eine Menge: Senf wurde unter anderem aus Most und Essig (für die Haltbarmachung)
hergestellt- daher im Übrigen die alte Senfbezeichnung MOSTRICH. So und nun
wird es doch interessant, oder? Idealerweise ähnelte der Produktionsprozess
dem der Herstellung von Schuhcreme und so kam, der kluge Herr Beutel auf die Idee,
seine Kapazitäten besser auszulasten und stieg in die Senfproduktion ein. Senf
war ein günstiges Produkt, es machte schnell satt und für diejenigen, die sich
Butter nicht leisten konnte, jedes Brot etwas ...sagen wir mal...
geschmeidiger.

Die Marke wurde somit 1896 gegründet und ist als einzige Marke der Region Prignitz noch aktiv. Selbst zu Zeiten der DDR und bis ins Jahr 2001 wurde der Perleberger Senf hier in der Stadt produziert; dann kurz vor seinem Aus ging die Produktion zunächst nach Stavenhagen, später nach Altenburg; es nützte nichts, die Firma stellte die Herstellung ein. Das wollte die Familie Lange nicht hinnehmen, als waschechte Perleberger erwarben sie die Rechte an der Rezeptur und gründeten neu.

Familie Lange produziert also nun den Perleberger Senf und ja, der hat Tradition, ist
beliebt und bekannt und doch hat sich einiges geändert. Jede Generation gibt
einer alten Tradition etwas Neues; so sollte es zumindest sein. Hier sind es
die Lange-Söhne, allen voran Patrick, der die traditionellen Rezepturen
bearbeitet und den heutigen Essgewohnheiten entsprechend modifiziert. Da müssen
Sie sich einfach nur mal durchprobieren. So werden alte Traditionen gepflegt
und neue begründet, ganz im Sinne des Herrn Beutel und der Familie Lange.

Die Produktion des Perleberger Senfs

Maische wird aus Gelbsenfmehl für den Geschmack, braunem Senfmehl für die Schärfe, Wasser, Essig, Salz und Zucker und dem Spezialgewürz, was dem Perleberger Senf seinen Namen gegeben hat, angesetzt. Dieser Sud muss dann 2 Tage lang ruhen, dann erst wird wieder verrührt. Über eine Pumpe wird dieser Sud dann aus dem Maischebehälter zur Mühle transportiert. Unter Druck (6-9 Bar) wird alles zwischen zwei Korundsteinen vermahlen so lange, bis der Senf, wie wir ihn kennen, eine zahnpastaähnliche Konsistenz hat. Der fertige Senf wird dann in 200 l Auffangbehälter gesammelt. Ein Durchlauf von 200 l dauert ca. 2 Stunden. Danach wird der fertige Senf mit der Abfüllmaschine in Gläser abgefüllt.

Wir produzieren zurzeit verschiedene Senfsorten:
Mittelscharf, Extrascharf, Knoblauch, Meerrettich, Chili, Senfchup, Thermalsenf und Honig-Dill.